Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Heidelberg, 09.10.2003
Weniger
verstreute Krebszellen durch zusätzliche Therapie
Heidelberger
Studie: Bestrahlung und Chemotherapie vor der Enddarmkrebs-Operation
vermindert Zahl der Tumorzellen in Knochenmark und Blut
Patienten,
die an Enddarmkrebs leiden, haben weniger Krebszellen in
Blut und Knochenmark, wenn sie vor der Operation Chemotherapie
und Bestrahlung erhalten. Dies haben Wissenschaftler Abteilung
für Viszeralchirurgie der Heidelberger Chirurgischen
Universitätsklinik festgestellt (Ärztlicher Direktor
Prof. Dr. Dr. h.c. Markus W. Büchler) und in der jüngsten
Ausgabe der renommierten amerikanischen Zeitschrift "Annals
of Surgery" veröffentlicht. Dabei nutzten sie
eine modifizierte, sehr empfindliche Methode, mit der einzelne
Zellen, bzw. deren spezifische RNA (Cytokeratin), nachgewiesen
werden können, die Polymerasekettenreaktion (PCR).
Damit kann in einer Gewebeprobe aus dem Blut, Knochenmark
oder Lymphknoten eine Tumorzelle unter 107 gesunden Zellen
identifiziert werden.
In
Deutschland erkranken jährlich rund 57.000 Menschen
an Dickdarmkrebs. Die Erkrankung ist heilbar, wenn es gelingt,
den Tumor vollständig zu entfernen und alle Krebszellen
zu beseitigen. Häufig haben sich jedoch bereits Krebszellen
im Blut verbreitet, ohne dass dies erkannt wird; bei etwa
der Hälfte der Patienten kommt es zu Tochtergeschwülsten
(Metastasen). Werden die Metastasen gefunden, kann die moderne
Tumortherapie oft nicht mehr helfen.
Nachweis
von Tumorzellen für die Abschätzung des Therapieerfolgs
"Wenn
wir zuverlässig nachweisen können, dass bereits
Tumorzellen gestreut worden sind, können wir möglicherweise
eine frühzeitige Therapie einleiten und außerdem
ihren Erfolg abschätzen", erklärt Privatdozent
Dr. Jürgen Weitz, Oberarzt an der Chirurgischen Universitätsklinik.
Die jetzt veröffentlichte Studie gibt Hinweise darauf,
dass der Tumorzellnachweis ein wichtiger Parameter für
eine Behandlung und deren Erfolg werden könnte. Die
Heidelberger Wissenschaftler untersuchten Blutproben sowie
das Knochenmark vor, während und nach der Tumoroperation.
Ein Teil der Patienten war vor der Operation mit Chemotherapie
und Bestrahlung behandelt worden, da bei ihnen ein Tumoreinbruch
in umgebende Organe bekannt war; die restlichen Patienten
erhielten keinerlei Zusatztherapie vor der Operation, da
der Tumor primär operabel war
"Wir
haben festgestellt, dass Patienten, die sich einer Radiochemotherapie
vor der Operation unterzogen haben, weniger häufig
Tumorzellen im Blut und Knochenmark hatten als Patienten,
die keine Behandlung erhalten hatten," berichtet Dr.
Weitz. Dies spreche für die Wirksamkeit der Therapie,
die von Chirurgen derzeit unterschiedlich beurteilt wird.
Dabei wird in Frage gestellt, ob die verstreuten Tumorzellen
tatsächlich auf die zusätzliche Bestrahlung/Chemotherapie
ansprechen. In der Heidelberger Studie hatten Patienten
eine besonders gute Prognose, deren Knochenmark nach Radiochemotherapie
keine Tumorzellen mehr aufwies. Um ihre Wirksamkeit noch
besser einschätzen zu können, planen die Heidelberger
Wissenschaftler nun eine Studie, bei der Patienten vor und
nach den Chemotherapie auf eine Tumorzellenaussaat untersucht
werden.
Literatur:
Kienle P, Koch M, Wannenmacher M, Herfarth C, Büchler
M, Weitz J, et. al.: Decreased Detection Rate of Disseminated
Tumor Cells of Rectal Cancer Patients After Preoperative
Chemoradiation. Annals of Surgery, Vol 238, No 3, September
2003, 324-331.
(Der Originalartikel kann bei der Pressestelle des Universitätsklinikums
Heidelberg unter contact@med.uni-heidelberg.de angefordert
werden)
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