Quelle:
Informationsdienst
Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 10.06.2003
Brustkrebs-Früherkennung:
MR-Tomographie erheblich treffsicherer als Mammographie
Bei
der Vorsorgeuntersuchung von Brustkrebs-Risikopatientinnen
ist die Magnetresonanz-Tomographie (MRT) die Methode der
Wahl - deutlich vor Mammographie und Ultraschall. Das sind
die Ergebnisse einer Studie an der Universität Bonn,
in der 462 Frauen fünf Jahre lang regelmäßig
auf Brustkrebs untersucht wurden. Mit Hilfe der MRT entdeckten
die Mediziner 96 Prozent aller Brusttumoren; bei der Mammographie
betrug die Trefferquote lediglich 42 Prozent, beim Ultraschall
47 Prozent. Die Forscher empfehlen, die MRT als Standard-Untersuchungsmethode
bei familiär gehäuftem Brustkrebs einzusetzen,
anstatt diese Risikogruppe wie bislang mammographisch auf
Brusttumoren zu screenen.
Brustkrebs ist mit 46.000 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste
Krebserkrankung bei Frauen. Für knapp ein Drittel der
Patientinnen endet die Krankheit tödlich - und das,
obwohl Brustkrebs rechtzeitig erkannt heilbar ist. Etwa
vier bis neun Prozent aller Brustkrebsfälle haben nach
Schätzungen genetische Ursachen. Häufig ist eine
Mutation in einem Tumorsuppressor-Gen der Auslöser
- das sind Erbanlagen, die normalerweise verhindern, dass
sich eine krankhaft veränderte Zelle zu einem Tumor
entwickelt.
Patientinnen
mit nahen Verwandten, die schon in jungen Jahren Brustkrebs
bekamen, oder in deren Familien die Krankheit gehäuft
auftritt, gelten als besonders gefährdet. Ärzte
empfehlen, dass sie sich ab einem Alter von 30 Jahren (oder
fünf Jahre vor dem jüngsten Brustkrebs-Fall in
ihrer Familie) regelmäßig untersuchen lassen.
Nach den Bonner Ergebnissen ist dazu die Magnetresonanz-Tomographie
die Methode der Wahl: Zwischen 1996 und 2001 untersuchten
die Radiologen und Gynäkologen der Universitätsklinik
462 Risikopatientinnen mittels MRT, Mammographie und Ultraschall.
Insgesamt entdeckten sie 51 Brusttumoren, von denen lediglich
jeder vierte tastbar war. Die MRT war mit 96 % Trefferquote
nicht nur mit weitem Abstand am empfindlichsten, sondern
lieferte auch die wenigsten falsch-positiven Ergebnisse:
In mehr als 54 % aller Verdachtsfälle fanden die Ärzte
bei der Gewebeentnahme tatsächlich einen Tumor. Die
Mammographie war mit 26 % deutlich weniger treffsicher,
was wahrscheinlich durch das meist sehr dichte Drüsengewebe
bei den jungen Frauen verursacht wurde. Am niedrigsten lag
der "Vorhersagewert" beim Ultraschall, bei dem
nur in 16 % der Verdachtsfälle tatsächlich ein
Karzinom vorlag.
"Beim
Screening von Patienten mit familiär gehäuftem
Brustkrebs sollte die MRT die Mammographie ablösen",
empfiehlt daher die Bonner Privatdozentin Dr. Christiane
Kuhl, unter deren Federführung die Studie erfolgte.
Und das nicht nur wegen der höheren Empfindlichkeit:
Die Mammographie macht Tumoren mit niedrig dosierter Röntgenstrahlung
sichtbar. Röntgenstrahlung wirkt aber grundsätzlich
auch in niedriger Dosierung mutagen. Für Patientinnen
mit defekten Tumorsuppressorgenen sind daher selbst diese
geringen Strahlendosen nicht ohne Risiko, da bei ihnen mutierte
Zellen häufiger als normalerweise zu Krebsgeschwulsten
heranwuchern. "Da sich diese Frauen zudem schon sehr
früh einer regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung
unterziehen, sind sie im Laufe ihres Lebens einer höheren
Röntgendosis ausgesetzt - und das, obwohl man gerade
ihnen so wenig Strahlung wie möglich zumuten sollte",
so die Privatdozentin. Außerdem ist das Brustgewebe
in jungen Jahren dichter, so dass die Mammographie schlechtere
Ergebnisse liefert.
Die
Radiologin hat die Studie in der vergangenen Woche auf dem
wohl bedeutendsten internationalen Krebs-Kongress der American
Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago vorgestellt;
in Fachkreisen haben ihre Ergebnisse für gewaltigen
Wirbel gesorgt. Die Empfehlung "weg von der Mammographie,
hin zur MRT" will Dr. Kuhl aber ausdrücklich nur
für Risikopatientinnen verstanden wissen. "Bei
intakten Suppressorgenen ist die Röntgenbelastung unbedenklich;
außerdem braucht man zur sicheren Beurteilung von
MRT-Bildern viel Erfahrung, die nur in großen Zentren
vorhanden ist."
Bei
der MR-Mammographie nimmt die Bonner Klinik seit Jahren
eine internationale Spitzenstellung ein - so wird die Arbeit
der Radiologin seit mehreren Jahren durch das renommierte
Nationale Krebsforschungszentrum der USA (das "National
Cancer Institute") unterstützt; in Umkehrung der
sonst üblichen Verhältnisse wird die Bonner Ärztin
auch regelmäßig zur Fortbildung ihrer US-amerikanischen
und kanadischen Kollegen herangezogen. Die Universitätsklinik
Bonn zählt zu den landesweit etwa 50 Brustkrebszentren,
das sind Einrichtungen, die bei Diagnose und Behandlung
dieser Erkrankung besonders viel Erfahrung vorweisen können.
Die Therapie erfolgt in Bonn nach den wissenschaftlich fundierten
und statistisch begründeten Richtlinien des Disease
Management Programme DMP.
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